"Die Philosophie des Japangartens"

In dicht besiedelten Ländern wie Japan, wo freier Raum ein kostbares Gut ist, legt man traditionell viel Wert auf eine besondere Gartengestaltung. Mit viel Sinn für Ästhetik, Schnittkunst und Geduld haben fernöstliche Meister den Japanischen Garten zu dem gemacht, was er heute ist – eine idealisierte Landschaft im Klein-Format. Der Garten soll als Ort völliger Ruhe und Entspannung dienen und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Er lädt zur Meditation und Entdeckung ein, wobei man den Stress des Alltags vergessen kann. Das Ziel der fernöstlichen Gartenkunst ist es, mit arrangierten Steinen, Schotter, Pflanzen bzw. Formgehölzen in Verbindung mit Wasser, Landschaften im Miniaturformat nachzubilden. Hinter jedem dieser Elemente und der richtigen Anordnung  steckt eine tief verwurzelte Bedeutung. Mit ein bisschen Fantasie verwandeln sich Wasserflächen in weitläufige Meere, kunstvolle Garten-Bonsais werden zu sturmzerzausten Baumriesen, Buchsfelder entwickeln sich zu riesigen Wäldern, Moosflächen werden zu grünen Wiesen, Hügel werden zu Landschaften und kleine Felsen wachsen zu großen Gebirgen heran.

"Japangarten - Idealisierte Landschaft im Klein-Format"

Der rund 100 Quadratmeter große Garten einer Doppelhaushälfte hat alles, was ein besonderer Japangarten braucht: Direkt an die Terrasse schließt sich ein kleiner Seerosen-Teich an. Besondere Highlights am Teich sind der kleine Quellstein, der malerische Blumenhartriegel mit einer tollen Blüte im Mai und das kleine abgestufte Bambuswasserspiel (Kakei Hi). Das sanfte Plätschern des Wassers aus dem Bambusrohr gehört zu den einzigartigen akustischen Reizen des Japangartens. Im hinteren Bereich des Teiches wächst ein Fächer-Ahorn, unterpflanzt mit niedrigen Lampenputzergras und Schwertlilien.

In der Mitte vor der Terrasse und im hinteren Bereich beim Bachlauf befinden sich zwei Azaleenfelder. Zwergazaleen spielen bei der Gestaltung von Japanischen Gärten eine ganz besondere Rolle. Wegen ihrer Größe von nur etwa 50 Zentimetern eignen sie sich sehr gut für kleine Gärten. Die gepflanzten Sorten beeindrucken im Frühjahr mit ihren dichten Blütenständen in Weiß und Pink. Da sie ihre Blätter nur in kalten Wintern teilweise verlieren, punkten sie auch dann mit einem grünen Kleid.

Auf der rechten Seite der Terrasse wurde eine kleine Hügellandschaft modelliert und drei markante Steine in Szene gesetzt. Die Pflanzinsel wurde mit einer japanischen Zierkirsche, einem Buchsfeld und Sternmoos bepflanzt. Im Japangarten symbolisiert die Kirschblüte die Schönheit und Vergänglichkeit der Natur und soll an die eigene Vergänglichkeit erinnern. Dies wird zur jährlichen Kirschblüte besonders deutlich. Für ein paar Tage im Jahr kann man diese vergängliche und wundervolle Blütenpracht bewundern. Ebenfalls auf der rechten Seite der Terrasse, am Eingang des Gartens, setzt der steinerne Wassertrog mit Bambusauslauf (Tsukubai) einen attraktiven Akzent. Im Japangarten ist ein tsukubai (蹲踞) ein Waschbecken, das für Besucher am Eingang eines heiligen Ortes bereitgestellt wird, um sich durch rituelles Händewaschen und Mundspülen zu reinigen.

Auf der linken Gartenseite geben hohe Sträucher und Bambus den Ton an. Auf der rechten Seite grenzt eine schwungvoll und harmonisch geschnittene Eibenhecke das Grundstück vom Nachbarn ab. Die Eibenhecke soll die Silhouette einer Landschaft darstellen. 

"Den Alltag bewusst hinter sich lassen ... "

Mit Moos eingesäumte Runde Trittsteine schlängeln sich sanft von der Terrasse über eine Brücke zum kleinen Sitzplatz im Eck. Während des Hindurchschreiten und Entdecken der unterschiedlich gestalteten Gartenbereiche kann der Alltag und die Außenwelt ganz bewusst hinter sich gelassen werden. Der kleine Sitzplatz im Eck lädt mit einem Glas Wein zum Verweilen und genießen ein. 

Die hintere Grundstücksgrenze wurde mit Reitgras bepflanzt, welches den Garten einen stimmungsvollen Rahmen gibt und eine Verbindung zu der Umgebung nach hinten schafft. Die Ähren des Ziergrases bewegen sich ab dem Sommer harmonisch im Wind und zieren den Garten noch bis in die Winterzeit. Vor das Reitgras wurden drei Cortenstahlelemente als raumbildendes Gestaltungselement eingebaut. Im hinteren, mittleren Bereich des Gartens thront auf einer kleinen Hügellandschaft ein Garten-Bonsai der mit bodendeckender Eibe bepflanzt ist und von weiteren Felsen begleitet wird. 

"Der Fluss des Lebens"

Als letztes Highlight wurde im hinteren rechten Eck ein Bachlauf mit kleinen Wasserfällen gebaut. Die Bachlaufpumpe und die Beleuchtung können über eine Fernbedienung gesteuert werden. Um eine Verbindung zwischen Bachlauf und Teich herzustellen, wurde ein Trockenbachlauf aus Basaltschotter erschaffen. Die Ränder wurden locker mit niedrigen Lampenputzergras bepflanzt.

Hinter dem kleinen Sitzplatz, am Bachlauf und im Teich wurden weitere, verschiedene Stauden und Wasserpflanzen wie zum Beispiel Pfingstrosen, Schwertlilien, Froschlöffel, Echinacea und Knöterich gepflanzt. Diese runden die gestalterische Gesamtkomposition in den Farben pink/rosa und weiß gekonnt ab. Die einzelnen Blütenphasen sind so aufeinander abgestimmt, dass über die gesamte Vegetationsperiode etwas blüht. So wird die Aufmerksamkeit der Betrachter je nach Jahreszeit auf ein anderes Arrangement gelenkt.

Durch die durchdachte und kunstvolle Gestaltung von Schotter, Findlingen und Pflanzen wirkt der Garten sehr weitläufig.

Beleuchtet hat der Garten auch nachts ganz besondere Reize und hinterlässt beim Besucher einen nachhaltigen Eindruck.